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Historische Landkarte anno 1872

(es wird empfohlen, den auf der Wikipedia-Seite angebotenen -interaktiven Bildbetrachter- zu verwenden)

 

Historischer Beitrag von Burgenkunde

Historische Entwicklung Bezirksaufteilung

Fotos Anno dazumal

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Scheiblingstein nennt sich nicht nur eine 508 m hohe Anhöhe im Wienerwald, sondern auch der Ort, der dort entstanden ist. Dieser ist Teil der Katastralgemeinde Weidlingbach, gehört zur Stadtgemeinde Klosterneuburg und grenzt direkt an Wien.
 
In dieser Gegend des Wienerwaldes haben seit mindestens vier Jahrtausenden Menschen gelebt. Im Jahre 1914 wurden auf dem Simonsberg in Weidlingbach Wohngruben aus der Jungsteinzeit (2200 – 1800 v. Chr.) entdeckt. Darüber hinaus gibt es in dieser Gegend Nachweise für eine Bevölkerung von Veneto-Illyrern (ca. 500 – 300 v. Chr.) und von Kelten ab dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert.
 
Der Scheiblingstein gehörte im ersten Jahrhundert v. Chr. zum Königreich Norikum, das im Jahre 15 v. Chr. vom Römischen Reich annektiert wurde. Die Herrschaft der Römer dauerte bis ins fünfte Jahrhundert. Zu dieser Zeit entstand die erste Straße über den Scheiblingstein, die von Comagenia (Tulln) über Königstetten, den Scheiblingstein, den Exelberg und entlang des Alsbaches nach Vindobona führte.
 
Am Scheiblingstein befindet sich auch jetzt noch ein römischer Meilenstein, der seit dem Jahre 1324 immer wieder in Urkunden erwähnt wurde. Archäologen sind davon überzeugt, dass dieser Stein aus der Zeit des Kaisers Valentinian (364-375 n. Chr.) stammt. Der Stein, eine schlichte runde Säule, nach oben kappenförmig abgerundet, wurde in einer Urkunde aus dem 17. Jahrhundert als „Scheibling- oder Mühlstein“ bezeichnet und hat so dem Berg und dem Ort den Namen gegeben. Tonscherben von Krügen und Schüsseln, sowie Werkzeuge und Münzen aus dem 2., 11., 12., 13. und 14. Jahrhundert wurden 1982 gefunden und beweisen, dass der Scheiblingstein sowohl zur Römerzeit als auch im Mittelalter bewohnt war.
 
Seit dem 17. Jahrhundert gibt es Aufzeichnungen über einen alten Gutshof und zwei andere Häuser und deren Bewohner, sowie Funde von Perlmutter-Stücken, die darauf hinweisen, dass sich die damals am Scheiblingstein angesiedelten Holzfäller und Köhler auch mit dem Schleifen von Perlmutter befasst haben.
 
Bei der zweiten Türkenbelagerung von Wien im Jahre 1683 hatten sich Teile der Truppen des Herzogs von Lothringen und des Polenkönigs Sobieski im Tullnerfeld gesammelt, sind über den Scheiblingstein gezogen und haben durch ihr machtvolles Eingreifen vom Exelberg aus einen entscheidenden Beitrag zum Sieg des Entsatzheeres und zur Vertreibung der Türken geleistet.
 
Mit der Fertigstellung der neuen Straße von Königstetten nach Dornbach im Jahre 1863 wurde der Scheiblingstein für viele Wiener zum Ausflugsziel einer sogenannten „großen Landpartie“ mit der Pferdekutsche. Bekannte Persönlichkeiten, wie der Chirurg Dr. Theodor Billroth und der Komponist Johannes Brahms, wanderten öfter auf den Scheiblingstein, wie ihren Briefen zu entnehmen ist.
 
Im 20. Jahrhundert begann die Besiedlung: In den Jahren 1932/33 wurden 220 Parzellen an Wiener Bürger verkauft, die das Wochenende außerhalb der Großstadt in freier Natur genießen wollten. Die wirtschaftliche Lage der Dreißigerjahre und die Kriegswirren in den Vierzigerjahren hielten Umfang und Art der Besiedlung jedoch in sehr bescheidenen Grenzen. Nach Gründung eines Siedlervereines im Jahre 1946 und durch Gründung einer „Lichtgemeinschaft“ im Jahre 1950 gelang den Scheiblingsteinern mit vielen Eigenleistungen - Fällen und Schälen von Bäumen, Aufstellen der Strom-Masten - die Elektrifizierung des Ortes. Dies bedeutete eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität und bewog viele, den Scheiblingstein als ständigen Wohnsitz zu wählen.
 
Im Jahre 1953 wurde über die Initiative von Cäcilia Pressberger von den Bewohnern des Scheiblingsteins der Bau einer Kirche beschlossen. Die seelsorgliche Betreuung des Scheiblingsteines übernahm der aus dem Sudentenland stammende Dechant Karl Mühldorf. Der Bau der Kirche konnte in den Jahren 1954 und 1955 unter Mithilfe fast aller Scheiblingsteiner realisiert werden.
Die St. Hubertus - Kirche wurde am 3. Juli 1955 von dem Wiener Erzbischof Kardinal Dr. Theodor Innitzer geweiht.
Einen weiteren Bevölkerungszuwachs erlebte der Scheiblingstein durch die Parzellierung der Lehrerwiese im Jahre 1969, ebenfalls eine Initiative von Cäcilie Pressberger.
 
Am 13. November 1970 verstarb der von allen Scheiblingsteinern hoch geschätzte Dechant Karl Mühldorf. Das von 1970 bis 1974 durch die unentgeltliche Mitarbeit von vielen Scheiblingsteiner und des belgischen Bauordens errichtete Jugendheim wurde später nach ihm benannt.
 
Eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erfolgte im Jahre 1979 durch den Anschluss an das Wasserleitungsnetz der NÖSIWAG, für die sich vor allem der Siedlerverein Scheiblingstein unter ihrem Obmann KR Friedrich Naber eingesetzt hat.
 
Seit dem Jahre 1998 ist Scheiblingstein auch an das Gasnetz der EVN angeschlossen.

Gemäß einem Dekret, welches Christoph Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, am 11. Juli 2012 ausgestellt hatte, wurde die Teilgemeinde Scheiblingstein mit Wirksamkeit vom 1. Oktober 2012 von der Pfarre Maria Rast (Steinbach-Mauerbach), Dekanat Purkersdorf, getrennt und der Pfarre Weidling, Dekanat Klosterneuburg, zugeteilt. Nach einem Zeitraum von 205 Jahren, in denen Scheiblingstein, zwar nicht politisch, aber im kirchlichen Bereich von Mauerbach aus verwaltet worden ist, erfolgt somit eine Rückführung zur Pfarre Weidling, bzw. zum Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg, in dessen Zuständigkeitsbereich Scheiblingstein schon vor dem Jahre 1807 gehört hat.
 
 

 

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